Mir wurden Steine in den Weg gelegt

Zafer Yelen, der FSV Frankfurt ist die berraschung der Saison in der Zweiten Liga. Was ist denn da eigentlich los am Bornheimer Hang?Es luft, wrde ich sagen. Und zwar richtig gut. (lacht)

Zafer Yelen, der FSV Frank­furt ist die Über­ra­schung der Saison in der Zweiten Liga. Was ist denn da eigent­lich los am Born­heimer Hang?
Es läuft, würde ich sagen. Und zwar richtig gut. (lacht)

Am Sonntag gegen Kai­sers­lau­tern können Sie auf den Rele­ga­ti­ons­platz springen. Vor der Saison galt der FSV eher als Abstiegs­kan­didat. Woher kommt der Auf­schwung?
Ich glaube, das ist eine Frage der Ein­stel­lung. Früher war es hier so, dass man in dem Bewusst­sein die Saison gestartet ist, gegen den Abstieg zu spielen. Dieses Jahr haben wir die ersten Spiele bestritten und geguckt, was mög­lich ist. Und von Woche zu Woche hat sich gezeigt, dass wir oben mit­spielen und jeden Gegner schlagen können. Das ist unheim­lich positiv für das Team. Wenn man unten steht, denkt man, man darf bloß nicht ver­lieren. Steht man oben, denkt man: Wir werden heute gewinnen. So hat sich die Ziel­set­zung geän­dert.

Und die Ziel­set­zung ist jetzt der Auf­stieg?
Es wäre schade, wenn wir jetzt nicht an dem Punkt wären, wo alle sagen: Wir wollen hoch. Wir spielen eine über­ra­gende Saison. Wenn wir uns aber damit zufrieden geben würden, wäre das doch blöd. So nach dem Motto: Das war gut bisher, aber dabei belassen wir es jetzt. Es geht doch darum, immer weiter zu kommen. Im Sport wie auch im Leben. Des­wegen sollten wir uns das Ziel jetzt mög­lich hoch ste­cken und sagen: Ja, wir wollen auf­steigen. Wenn es nicht klappt, kann man die Dinge ja nächstes Jahr immer noch besser machen.

Dann gäbe es nächstes Jahr zwei Frank­furter Erst­li­gisten. Merkt man beim FSV den großen Schatten der Ein­tracht?
Klar, den merkt man. Die Presse schreibt eher über die Ein­tracht, in der Stadt sieht man eher Schwarz-Rot als Schwarz-Blau. Aber die Ein­tracht hat eben auch Jahr­zehnte lang in der Bun­des­liga gespielt. Wir nicht.

Ist das auch eine Chance, sich im Wind­schatten der Ein­tracht in Ruhe ent­wi­ckeln zu können?
Auf jeden Fall. Bei der Ein­tracht sind 50.000 Zuschauer im Sta­dion, die schnell unzu­frieden sind, wenn es mal nicht läuft. Da kommt dann ruck­zuck Unruhe in die Mann­schaft. Bei uns ist das alles viel ruhiger. Wobei auch bei uns schnell sehr viel mehr los sein wird, wenn wir wirk­lich auf­steigen.

Bevor Sie 2011 zum FSV kamen, waren Sie in der Türkei bei Trab­zon­spor. Da lief es nicht so gut.
Das war eine unglaub­lich schwie­rige Zeit. Ich bin schon ver­letzt hin­ge­wech­selt und konnte die Vor­be­rei­tung nicht mit­ma­chen. Als ich dann fit war, kam direkt die nächste Ver­let­zung. Außerdem kamen noch andere Dinge hinzu, die nicht funk­tio­nierten.

Was genau?
Einiges. Zum Bei­spiel habe ich mein Gehalt nicht bekommen. Außerdem hat man sich medi­zi­nisch nicht um mich geküm­mert. Da sind Dinge abge­laufen, die unter aller Men­schen­würde waren.

Können Sie ein Bei­spiel nennen?
Nach einer Weile for­derte ich mein Gehalt ein und außerdem mein Recht, von der medi­zi­ni­schen Abtei­lung betreut zu werden. Dar­aufhin wurde ich sus­pen­diert und mir wurde ein Straf­trai­ning auf­ge­brummt. Aber kein nor­males. Zweimal am Tag musste ich zum Straf­trai­ning, wo ein Notar neben dem Platz saß und über­wacht hat, ob ich auch pünkt­lich bin und die Übungen richtig mache. Ansonsten hätte der Verein eine sehr hohe Strafe ange­setzt. Die wollten so mein Gehalt schmä­lern. Das ging einen ganzen Monat so. In der Zeit ließ der Verein auch Strom und Wasser in meiner Woh­nung abstellen.

Das klingt ja fürch­ter­lich.
Es war auch eine unglaub­lich schlimme Zeit für mich. Ande­rer­seits hat mich das als Person geprägt und ich habe viel daraus gelernt. Ich habe erfahren, wie es ist, wenn man schlecht lebt. Sport­lich war das die reinste Kata­strophe, ich habe nicht eine Sekunde gespielt. Per­sön­lich war es im Nach­hinein aber auch lehr­reich.

Eigent­lich kommen Sie aus Berlin und gehören zum berüch­tigten Zirkel um die Boateng-Brüder. Sind Sie noch ab und zu an der Panke, Ihrem frü­heren Fuß­ball­platz im Wed­ding?
Ab und zu. Früher haben wir pau­senlos dort gekickt. Die Boatengs, ich, Ashkan Dejagah, Patrick Ebert, Chi­nedu Ede. Wir trafen uns täg­lich und über­legten, ob wir in die Stadt gehen oder ob wir Fuß­ball spielen sollen. Meis­tens spielten wir Fuß­ball. Sonn­tags war die Panke abge­schlossen, damit die Anwohner ihre Ruhe hatten. Das hat uns aber nicht abge­halten, wir sind ein­fach über den Zaun geklet­tert, weil wir unbe­dingt kicken wollten.

Alle, die Sie eben auf­ge­zählt haben, sind Pro­fi­fuß­baller geworden. Wie kommt das?
Es war eine prä­gende Zeit. Wir waren alle an einer Schule und teil­weise in einer Klasse. Eine Sport­schule, wo wir vor­mit­tags bereits trai­nierten. Da sah man dann mor­gens schon, wer die Tore gemacht und vor­be­reitet hat. Wir haben uns natür­lich unter­stützt, aber es war auch immer ein Kon­kur­renz­kampf. Wir haben uns gegen­seitig gepusht ohne Ende.

Haben Sie noch Kon­takt zu den Jungs?
Ja, zu allen.

Stimmt es, dass Sie sich einmal im Jahr zum Hal­len­fuß­ball treffen?
Ja, einmal jähr­lich spielen wir in Berlin in der Halle. Der große Bruder von Kevin und Jerome, George Boateng, orga­ni­siert das. Die Jungs von früher sind dabei, dazu noch ein paar, die über die Jahre dazu­ge­kommen sind. Es macht wahn­sinnig Spaß. Wir haben auch als Jugend­liche schon immer Hal­len­tur­niere und Klein­feld­tur­niere gespielt.

Mit Erfolg?
Das kann man so sagen. ich erin­nere mich an den Scor­pion Cup“. Drei gegen Drei auf win­zige Tore, wer das erste Tor schießt, kommt eine Runde weiter, der Ver­lierer fliegt raus. Ich spielte mit Ashkan Dejagah und noch einem Kumpel in einem Team und wir haben das Ding gewonnen, haben also nicht ein ein­ziges Gegentor bekommen. Ein cooles Erlebnis. Ich habe noch eine metal­lene Urkunde zuhause (lacht). Wir hatten eine richtig schöne Zeit damals.

Manche der Kum­pels von früher spielen jetzt Cham­pions League. Haben Sie das Gefühl, etwas ver­passt zu haben?
Nein, ich habe meine Kar­riere immer noch selber in der Hand. Wenn ich jetzt sage, dass ich noch mal Cham­pions League spielen will, halten mich die Leute für einen Träumer. Aber das war immer mein Ziel. Es sind mir nur sehr viele Steine in den Weg gelegt worden. Ich hatte eine Phase in meiner Kar­riere, in der ich in ein Loch gefallen bin. Aber es ist eine Cha­rak­ter­frage, ob du in dem Loch bleiben willst. Ich bin immer noch fest ent­schlossen, meine Ziele zu errei­chen.

Abschlie­ßend: Auf Ihrer Home­page steht als Hobby unter anderem Karaoke.
(lacht) Das war mal. Ich war schon lange nicht mehr Karaoke singen.

Aber früher ab und zu?
Ich mag eher Singen gene­rell, nicht zwin­gend Karaoke. Aber ich habe jetzt keine CD auf­ge­nommen oder so. Mit Kevin habe ich früher oft gesungen. Der hat eine wahn­sinnig gute Stimme.

Haben Sie einen Lieb­lings-Karao­ke­song, den Sie uns für das nächste Redak­tions-Karaoke emp­fehlen können?
Songs von Usher singe ich gern. Aber die sind sehr schwierig.

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